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Aus dem UWG-direkt vom Aug. 1997
Schon damals hat die UWG Stellung zur Badsituation genommen, die heute noch lesenswert ist!

Unabhängige Wählergemeinschaft Schmallenberg

2/ ‘97 - BÜRGERBRIEF DER UNABHÄNGIGEN WÄHLERGEMEINSCHAFT SCHMALLENBERG E. V.

Bäder, Bäder, Bäder...!

Stellungnahme des UWG Vorstandes zu Schwimmbaddiskussion und geplantem Bürgerbegehren

Nicht erst seit der Beantragung des Bürgerbegehrens ist die Frage "Was soll mit den Schwimmbädern im Stadtgebiet geschehen" ein vieldiskutiertes Thema, wo immer Bürger in Schmallenberg zusammenkommen. Der Vorstand der UWG beklagt, daß in der Regel keine sachlichen Argumente, sondern statt dessen eher die traditionellen Vorurteile gegenüber den einzelnen Ortsteilen die Diskussion bestimmen.
Natürlich, Schwimmbäder haben einen hohen Freizeitwert, und es ist daher verständlich, daß sich jeder Bürger ein Schwimmbad in seiner Nähe wünscht.
Auf der anderen Seite kostet der Unterhalt kommunaler Schwimmbäder uns sehr viel Geld: Geld, das für andere wichtige Aufgaben in der Stadt verloren geht, wenn wir aus kurzsichtigem Lokalpatriotismus Überkapazitäten schaffen.
Anstatt über Erweiterungen und Modernisierungen bestehender Standorte zu streiten, sollten zunächst ohne Emotionen einige grundsätzliche Fragen beantwortet werden.

 1. Welche Bedürfnisse müssen in Schmallenberg durch die Bäder abgedeckt werden?

Schulschwimmen

Jede Schule in Schmallenberg muß in der Lage sein, Schwimmunterricht für ihre Schüler anzubieten.

Vereinsschwimmen:

Die Schwimmsportvereine sollten in der Lage sein, ihren Sport durchzuführen. Die Möglichkeit der Durchführungvon Wettkämpfen ist wünschenswert.

Freizeit/Tourismus

Das Schmallenberger Sauerland ist als Feriengebiet auf den Tourismus als Einnahmequelle angewiesen. Es liegt daher auf der Hand, daß auch in diesem Bereich die Bedürfnisse von Bürgern und Gästen erfüllt werden müssen.

Kurbereich

Seit 1995 haben wir mit Bad Fredeburg ein Kneippheilbad in unserem Stadtgebiet; dadurch ist ebenfalls zusätzlicher Bedarf für ein Schwimmbad entstanden.
Die UWG wird keiner Bäderkonzeption für die Stadt Schmallenberg zustimmen, die diese verschiedenen Interessen nicht angemessen berücksichtigt.
 
 

2. Wie viele Bäder können wir uns leisten?

Nicht nur der Bau, auch die Unterhaltung von Schwimmbädern kostet sehr viel Geld. Bevor wir in kostspielige Schwimmbadmodelle investieren, müssen wir uns Gedanken darüber machen, was wir uns überhaupt langfristig leisten können. Eine Mißachtung dieser Frage ist unverantwortlich!

In NRW gibt es Studien zur Rentabilität von öffentlichen Bäderanlagen. Daraus resultieren Vergleichswerte von Städten untereinander. Im Verhältnis von Einwohnerzahl zu Bäderzahl ergibt sich folgender Wert: 50.000 Einwohner können ein Bad kostenneutral betreiben. Da Schmallenberg derzeit rund 27.000 Einwohner hat und man die große Zahl der Gäste berücksichtigt, ergibt sich die Finanzierbarkeit höchstens eines Hallenbades das den unter 1. aufgeführten Bedürfnissen gerecht wird.

Wir können uns keine Fehler bei der Schwimmbadentscheidung leisten, wie die folgenden Zahlen verdeutlichen. Für Investitionen im Schwimmbadbereich stehen uns z. Zt. ca. 10 Mio. DM für Investitionen zur Verfügung.

Die geschätzten Kosten für den Um- und Neubau des Fredeburger Bades einschließlich der Außenanlagen betragen ca. 16 Mio. DM. Dazu kommen noch Betriebskostenzuschüsse für die bestehenden Bäder in Höhe von ca. 800 000 DM pro Jahr.

Was könnte das für uns bedeuten?
Ø kein Geld für Straßeninstandsetzung
Ø keine finanzielle Unterstützung von Kultur- und Sport-vereinen
Ø weniger Fahrkostenzuschüsse für die Schüler und Kindergartenkinder
Ø Unterhalt von Kindergärten und Schulen müßte heruntergefahren werden
Ø Bau und Erhalt von Kinderspielplätzen würde eingeschränkt
Ø und Kürzung weiterer freiwilliger Leistungen der Stadt

Die durch das Bürgerbegehren in den Vordergrund geschobene Standortfrage ist angesichts dieser Situation völlig belanglos. Viel entscheidender wäre eine Bürgerbeteiligung in der Frage, welche Wertigkeit ein Schwimmbad überhaupt für uns hat. Der Vorstand der UWG bedauert deshalb, daß es nicht schon 1996 zu dieser Frage eine Information der Bürger und eine Bürgerbefragung gegeben hat.

Wie viele Bäder braucht die Stadt Schmallenberg?
Unter Berücksichtigung der knappen kommunalen Finanzmittel ergibt sich für die UWG folgende wünschenswerte Badkonzeption für unsere Stadt:

Hallenbad

Ein modernes Bad im Stadtgebiet mit folgenden Einrichtungen:
Ø Becken mit einer 25 m-Bahn und entsprechenden Sprungmöglichkeiten für Sportler und Schulen
Ø ansprechend gestaltete Becken für den Freizeit und Familienbereich
Ø Ruhezonen und Soletherme, sowie andere therapeutische Anlagen für den Kurbereich
Da im Stadtgebiet kein Badesee entsprechender Größe vorhanden ist, sollte für die Sommermonate ein

Freibad

zur Verfügung stehen. Dieses Freibad muß zumindest den Familien/Gäste- und Freizeitbedarf völlig abdecken können.
 


3. In welchem Zustand sind unsere Bäder heute

Das Konzept der 60er und 70er Jahre, eine flächendeckende Grundversorgung der Bevölkerung mit Bädern, führte 1964 zum Bau des Schmallenberger Hallenbades, welches 1971 um ein Freibad erweitert wurde. In Bad Fredeburg wurde das Hallenbad 1965 errichtet und mit einem Freibad 1970/71 ergänzt. Das Hallenbad in Bödefeld stammt aus der gleichen Zeit. Da Bödefeld von einem Trägerverein geführt wird und mit einem Betriebskostenzuschuß von ca. 50.000 DM/Jahr finanziell kaum ins Gewicht fällt, spielt es in der Bäderdiskussion nur eine Randrolle.
Die Hallenbäder in der Kernstadt und in Bad Fredeburg sind stark sanierungsbedürftig. Darüber hinaus fehlen ihnen zeitgemäße Attraktionen. Sanierung und Ausbau beider Hallenbäder können wir nicht finanzieren.
 
 

4. Was sind die besten Standorte für die Schwimmbäder im Stadtgebiet
Hallenbad

Die Mehrheit im Stadtrat hat entschieden, daß Fredeburg als Standort für das städtische Hallenbad ausgebaut werden soll.

Die UWG unterstützt diese Entscheidung, fordert aber, daß dieses Hallenbad in der Lage sein muß, den oben angesprochenen Bedarf der Bürger und Gäste zu decken.

Dazu muß der bisherige Entwurf für Fredeburg überarbeitet werden. Dabei sollte ein finanzieller Rahmen von 10 Mio. DM nicht überschritten werden.

Was bedeutet dies für den Standort Schmallenberg?
Wir können uns eine kurzsichtige Finanzpolitik nicht leisten, die zwei Hallenbäder in unmittelbarer Nähe fördert und so eine Konkurrenzsituation aufbaut. Die Folge wird sein, daß kein Bad in der Lage sein wird, kostendeckend zu arbeiten und die Stadt neben den Investitionskosten in jedem Jahr weitere Subventionen aufbringen muß. Das Hallenbad in Schmallenberg muß deshalb mittelfristig aufgegeben werden.
Jede Mark, die jetzt noch unnötig ins Schmallenberger Hallenbad investiert wird, fehlt uns beim Fredeburger Hallenbad. Aus dem gleichen Grund muß der Bau eines zusätzlichen Lehrschwimmbeckens in Schmallenberg entfallen. Das Fredeburger Hallenbad muß so ausgebaut werden, daß es Schul- und Vereinschwimmen voll abdecken kann.
 


Freibad

Das Schmallenberger Freibad kann im Sommer kostenneutral betrieben werden. Die UWG fordert daher, dessen Technik vom Hallenbad loszukoppeln und das Freibad zu sanieren. Zusätzliche Außenanlagen für Kleinkinder sollten gebaut werden z. B. ein Kinderplanschbecken, ein Sandkasten und eine Rutsche. Sanitäranlagen, Umkleidekabinen, ein Kiosk, ein neuer Eingangsbereich wären weitere sinnvolle Investitionen. Für die Verwirklichung dieser Pläne wünscht sich die UWG die Gründung eines Fördervereins "Schmallenberger Freibad", der sich finanziell und planerisch an den Umbaumaßnahmen beteiligt.

Das große Schwimmen

Seit 15 Jahren beschäftigt sich der Rat der Stadt Schmallenberg mit der Bädersituation. Notwendige Sanierungsmaßnahmen wurden hinausgezögert im Hinblick auf umfassendere Pläne. Die früheren Räte - mit anderen Mehrheitsverhältnissen - hatten nicht den Mut, eine klare Entscheidung zu treffen.
Wenn der Fraktionsvorsitzende der CDU in einem Leserbrief vom 22. Juli in der WR schreibt, daß seit der Kommunalwahl 1994 die CDU daran gehindert ist, CDU-Politik in der Stadt Schmallenberg auch umzusetzen", dann stellt sich die Frage, warum dieses Problem bis 1994 nicht mit CDU-Mehrheit gelöst worden ist. CDU-Politik umzusetzen hieße in diesem Falle: Probleme aussetzen.
 
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