Kommentar: Aktuelle Flüchtlingssituation in Schmallenberg
23. Aug. 2023
Am 17.8.2023 stand bei der
Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss-Sitzung im nichtöffentlichen Teil der
Erwerb einer größeren Immobilie in Nordenau auf der Tagesordnung, die von der
Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden soll. Im Vorfeld hatte
es dazu eine Bürgerversammlung in Nordenau gegeben, die auf großes öffentliches
Interesse stieß.
Wie aus der Resonanz nach der
Bürgerversammlung zu entnehmen war, konnten aber nicht alle Fragen und Bedenken
der Bürger von der Verwaltung ausgeräumt werden.
Deshalb stellte die
UWG-Fraktion in der vorgenannten Sitzung vor Entscheidung über den Kauf einer
Immobilie den Antrag, das Thema „Flüchtlingssituation auf die Tagesordnung im
öffentlichen Teil zu nehmen. Dem stimmten die Sitzungsteilnehmer mit großer
Mehrheit zu. Die Beantwortung von Fragen der UWG-Fraktion bot der Verwaltung
nochmals Gelegenheit, ihre Sicht der Dinge darzulegen und um Verständnis für
die notwendigen Entscheidung zu werben.
Die UWG-Fraktion stellte
folgende Fragen:
• Gibt es Steuerungsmöglichkeiten der Verwaltung, wer in
der neuen Immobilie untergebracht werden soll?
• Wie steht es um das Thema „Sicherheit und Ordnung“
rund um die neue Unterbringung und auch die bereits vorhandenen Immobilien?
• Besteht die Möglichkeit, die Immobilie in Nordenau
vorerst nur teilweise zu belegen?
• Werden die Integrations- und Betreuungsmöglichkeiten
in den von den Flüchtlingsunterkünften betroffenen Orten durch die Verwaltung
koordiniert; bestehen genug Kita- und Schulplätze?
• Müssen nicht in der Kernstadt auf Grund ihrer Größe
mehr Unterbringungskapazitäten für Flüchtende geschaffen werden?
Herr Bürgermeister König ging
auf alle Fragen ein und wies auf den enormen Druck hin, unter dem die
Verwaltung durch die hohe monatliche Zuweisung von 35-40 Geflüchteten bereits
seit geraumer Zeit steht. Bislang ist es durch enorme Anstrengungen noch
gelungen, alle unterzubringen, ohne dauerhaft auf Schulen und Turnhallen
zurückgreifen zu müssen. Dies wolle man auf jeden Fall vermeiden. Mit der neuen
Flüchtlingsunterkunft in Nordenau reicht die Kapazität bei den derzeitigen
Zuweisungen bis Anfang 2024. Danach muss man weitersehen.
Zu den gestellten Fragen
antwortete Herr Bürgermeister König zusammengefasst wie folgt:
• Steuerungsmöglichkeiten gibt es für die Verwaltung nur
in geringem Umfang, man weiß nicht vorher, wer kommt.
•
Um das Thema
„Sicherheit und Ordnung“ kümmert man sich intensiv mit dafür beauftragten
Mitarbeitern. Bislang sind aber kaum Beschwerden bekannt geworden. Auch
bezüglich der neuen Unterkunft in Fleckenberg gab es bisher keine Probleme. Die
vorher von Anwohnern geäußerten Befürchtungen haben sich bislang als haltlos
erwiesen.
• Eine nur teilweise Belegung der neuen Unterkunft in
Nordenau ist zwar möglich, aber es ist zu erwarten, dass auf Grund des hohen
Bedarfs sich das Gebäude bald füllt.
Um Integrations- und
Betreuungsmöglichkeiten kümmert sich die Verwaltung mit spezialisiertem
Personal bereits in der Vergangenheit sehr intensiv. Hier gibt es aber bereits
jetzt Engpässe.
Bei den Schul- und
Kitaplätzen gibt es laut Verwaltung noch keine Engpass-Situation; die Kitas
seien aber weitgehend ausgelastet. Das hänge aber nicht nur mit der
Flüchtlingssituation zusammen, so der Bürgermeister.
Aus der schulischen Praxis
erfahren wir allerdings, dass dort die Kapazitätsgrenzen sehr wohl erreicht
sind und man der zusätzlich ankommenden Kinder nicht gerecht werden kann.
Allerdings sehen wir hier einen systematischen Fehler der deutschen
Gesetzgebung mit der integrierten Schulpflicht. Vorrangig müsste sein, dass die
Kinder erst mal die Sprache intensiv lernen!
• Zur Frage, ob die Kernstadt nicht auch mehr tun müsste
für die Unterbringung antwortete der Bürgermeister, dass die Kernstadt bereits
jetzt viele Geflüchtete unterbringt und sie der Hauptanlaufpunkt für alle
Geflüchteten im Stadtgebiet bereits ist.
Wir verweisen zu weiteren
Infos auf den Bericht in der Westfalenpost und im Sauerlandkurier (beide am
19.8.23); außerdem auf die Vorlage zur Ratssitzung am 24.8.2023 Nummer X/747.
Dort wird nochmals ausführlich mit aktuellen Zahlen informiert.
Insgesamt hatten wir den
Eindruck, dass die Verwaltung mit der Notsituation sehr kompetent und umsichtig
umgeht. Bereits jetzt bindet diese Aufgabe viel Personalkapazitäten in der
Verwaltung, die an anderer Stelle fehlen. Auf Dauer wird es laut Bürgermeister
aber nicht mehr leistbar sein, die Flüchtenden adäquat und schnell
unterzubringen, weil die notwendigen Immobilien irgendwann nicht schnell genug
rekrutiert werden können und weil die Verwaltung an ihre Grenzen stößt.
Herr Bürgermeister König
informierte weiter darüber, dass er sich mit einem „Hilferuf“ an die
übergeordneten Behörden gewandt und auf die unhaltbaren Zustände hingewiesen
hat, vor die die jetzige Situation die Kommunen stellt. Das Nichtzustandekommen
einer zentralen Unterkunft in Oeventrop wird voraussichtlich die Anzahl der
zugewiesenen Personen nochmals erhöhen. Derzeit ist jedoch, zumindest
kurzfristig, keine Lösung in Sicht.
Aus der Runde der
versammelten Kommunalpolitiker kam die Aufforderung an die gewählten
Stadtvertreter, die Verwaltung nach Kräften bei ihrer schwierigen Aufgabe zu
unterstützen.
Die UWG-Fraktion tut das und
wird das weiter tun.