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05. Sept.  2010
Pressemitteilung zur Massentierhaltung im Schmallenberger Raum.

Die Stadt Schmallenberg ist seit kurzem mit einer neuen Situation konfrontiert. Im Raum Oberkirchen will ein Landwirt einen Hähnchenmaststall für etwas weniger als 40.000 Hähnchen bauen. 
Obwohl ein Landwirt diesen Stall bauen will, handelt es sich nicht um den Neubau eines landwirtschaftlichen sondern eines gewerblichen Stalles. Man spricht gemeinhin von landwirtschaftlicher Tierhaltung, wenn mindestens 50 % des von den Tieren benötigten Futters durch den Betrieb selbst erzeugt wird. Das ist ein Wert, der teilweise noch nicht mal von Milchviehbetrieben erreicht wird, geschweige denn von fast allen Schweinebetrieben.

Die Eigenproduktion von Futter für die Hähnchenmast ist geradezu unmöglich. Die hochspeziellen Futtermischungen lassen sich praktisch nur industriell herstellen, die Futtergrundlage für einen solchen Betrieb existiert im Grunde auf keinem landwirtschaftlichen Betrieb.
Den Hähnchenmarkt kann man sich vielleicht so vorstellen wie ein Franchisegeschäft (siehe McDonald’s). Der Hähnchenmäster bekommt von einem festen Lieferanten (z. B. Wiesenhof) die Tagesküken und das Futter geliefert, und liefert nach gut einem Monat die fertigen Hähnchen an das gleiche Unternehmen zurück. Wenn er seinen Stall gereinigt und desinfiziert hat, geht das Spiel von vorn los. Es macht also auch keinen Unterschied, ob ein solcher Stall in Norddeutschland, Süddeutschland oder im Sauerland steht. Das Sauerland rückt deshalb in den Fokus, weil in Norddeutschland in Gemeinden bereits hunderte  von Ställen stehen, so dass dort quasi keine mehr hinpassen.
Nun könnte man dem Standort Norddeutschland mit viel Wohlwollen noch zu gute halten, dass Getreide aus der Region industriell zu Hähnchenfutter verarbeitet wird, und so eine Beziehung Hähnchen zur Anbaufläche existiert. Beim Standort Sauerland scheidet aber auch dieses Argument aus. Wir sind eine Waldregion mit relativ viel Grünland. Der Fremdenverkehr spielt eine wichtige Rolle. Das wenige Getreide, das im Sauerland wächst, reicht vielleicht für 25 % des Schweinebestands.
Es gibt folglich kaum eine unpassendere Region für die Hähnchenmast als das Sauerland. Weil aber andere Regionen sprichwörtlich aus allen Nähten platzen, rücken wir in den Blickpunkt der Hähnchenindustrie, für die landwirtschaftliche Standortfaktoren unbedeutend sind. Wer das schlecht findet, sollte zunächst sein eigenes Konsumverhalten hinterfragen. Hähnchenställe werden vor allem deshalb gebaut, weil wir große Mengen an günstigem Geflügelfleisch konsumieren. 

Unter vernünftigen Gesichtspunkten hat eine Massentierhaltung in Schmallenberg keinen Platz. Man muss aber davon aus gehen, dass sämtliche juristischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Deshalb wird noch einiges auf uns zukommen.
 

UWG Schmallenberg e. V. 
Pressereferent der UWG Horst Broeske


Angaben ohne Gewähr, UWG Schmallenberg, 05.09.2010