Die Stadt
Schmallenberg ist seit kurzem mit einer neuen Situation konfrontiert. Im
Raum Oberkirchen will ein Landwirt einen Hähnchenmaststall für
etwas weniger als 40.000 Hähnchen bauen.
Obwohl ein
Landwirt diesen Stall bauen will, handelt es sich nicht um den Neubau eines
landwirtschaftlichen sondern eines gewerblichen Stalles. Man spricht gemeinhin
von landwirtschaftlicher Tierhaltung, wenn mindestens 50 % des von den
Tieren benötigten Futters durch den Betrieb selbst erzeugt wird. Das
ist ein Wert, der teilweise noch nicht mal von Milchviehbetrieben erreicht
wird, geschweige denn von fast allen Schweinebetrieben.
Die Eigenproduktion
von Futter für die Hähnchenmast ist geradezu unmöglich.
Die hochspeziellen Futtermischungen lassen sich praktisch nur industriell
herstellen, die Futtergrundlage für einen solchen Betrieb existiert
im Grunde auf keinem landwirtschaftlichen Betrieb.
Den Hähnchenmarkt
kann man sich vielleicht so vorstellen wie ein Franchisegeschäft (siehe
McDonald’s). Der Hähnchenmäster bekommt von einem festen Lieferanten
(z. B. Wiesenhof) die Tagesküken und das Futter geliefert, und liefert
nach gut einem Monat die fertigen Hähnchen an das gleiche Unternehmen
zurück. Wenn er seinen Stall gereinigt und desinfiziert hat, geht
das Spiel von vorn los. Es macht also auch keinen Unterschied, ob ein solcher
Stall in Norddeutschland, Süddeutschland oder im Sauerland steht.
Das Sauerland rückt deshalb in den Fokus, weil in Norddeutschland
in Gemeinden bereits hunderte von Ställen stehen, so dass dort
quasi keine mehr hinpassen.
Nun könnte
man dem Standort Norddeutschland mit viel Wohlwollen noch zu gute halten,
dass Getreide aus der Region industriell zu Hähnchenfutter verarbeitet
wird, und so eine Beziehung Hähnchen zur Anbaufläche existiert.
Beim Standort Sauerland scheidet aber auch dieses Argument aus. Wir sind
eine Waldregion mit relativ viel Grünland. Der Fremdenverkehr spielt
eine wichtige Rolle. Das wenige Getreide, das im Sauerland wächst,
reicht vielleicht für 25 % des Schweinebestands.
Es gibt folglich
kaum eine unpassendere Region für die Hähnchenmast als das Sauerland.
Weil aber andere Regionen sprichwörtlich aus allen Nähten platzen,
rücken wir in den Blickpunkt der Hähnchenindustrie, für
die landwirtschaftliche Standortfaktoren unbedeutend sind. Wer das schlecht
findet, sollte zunächst sein eigenes Konsumverhalten hinterfragen.
Hähnchenställe werden vor allem deshalb gebaut, weil wir große
Mengen an günstigem Geflügelfleisch konsumieren.
Unter vernünftigen
Gesichtspunkten hat eine Massentierhaltung in Schmallenberg keinen Platz.
Man muss aber davon aus gehen, dass sämtliche juristischen Möglichkeiten
ausgeschöpft werden. Deshalb wird noch einiges auf uns zukommen.
UWG Schmallenberg
e. V.
Pressereferent der UWG Horst Broeske |